Hier schreibe ich zu Themen rund um Ableismus und Behinderung.
Deutlich mehr findet Ihr auf meinem Instagram-Account @cornelissenlena.
Anfang Januar ist auch das Manuskript für mein Buch zu diesem Thema fertig - stay posted.
Warum gibt es einen Tag für autistischen Stolz?
(oder wie auch immer ich "Autistic Pride Day" übersetzen sollte)
Anouk (sie | they) schreibt dazu auf ihrem Instagram-Account @autism_sketches:
"More importantly however: Today is for Self-Acceptance, everyone has a different journey and we all have unique and different experiences. Take today as a remember to take care of yourself."
Auf Deutsch: "Heute geht es um Selbst-Akzeptanz - jede*r ist einen anderen Weg gegangen und hat einzigartige und verschiedene Erfahrungen. Nimm heute als Erinnerung, auf Dich selber zu achten.
Amelia (sie | they) von @autisticpositivity schreibt:
"On this day, we can take a break from constantly educating and correcting people and take a moment to appreciate ourselves and other autistic individuals."
Auf Deutsch: An diesem Tag nehmen wir uns eine Pause davon, immer über Autismus aufzuklären und andere zu korrigieren. Wir nehmen uns einen Moment, um uns selber Raun zu geben/rw und uns und andere autistische Menschen anzuerkennen / wertzuschätzen.
Amelia schreibt weiter:
Although there are many difficulties that come with being autistic, autism has many great positives too, which are commonly ignored by allistic people when they´re talking about us. Autism makes us who we are, each autistic person is unique and beautifully different.
Auf Deutsch: Autistisch zu sein, geht mit vielen Schwierigkeiten einher. Gleichzeitig hat Autismus viele positive Seiten, die von allistischen Menschen meistens nicht gesehen werden, wenn sie über uns sprechen.
Allistisch = nicht-autistisch
Wir sind Menschen. Autismus ist keine Krankheit.
Autistische Menschen müssen - und können - nicht geheilt werden.
Autismus ist ein Spektrum. Autistische Eigenschaften können zwischen Menschen und auch bei einer Person widersprüchlich sein.
David Gray-Hammond (er | es) von @emergentdivergence schreibt:
"Autistic People are Human Beings with Human Lives.
We have Human Struggles, Human Emotions, we succeed and we fail.
We are not superheroes, and we are not villains.
We are people"
Auf Deutsch: Autistische Menschen sind menschliche Wesen, die menschliche Leben führen. Wir haben menschliche Kämpfe, menschliche Emotionen, uns gelingen manche Sachen, andere nicht.
Wir sind keine Suberheld*innen und keine Bösewicht*innen.
Wir sind Menschen.
Erklärungen:
Vor allem autistische und andere neurodivergente Personen erleben Shutdowns. Dabei handelt es sich um einen innerlichen Rückzug – ein weitgehendes bis vollständiges Abschalten äußerer Eindrücke, manchmal auch von Gefühlen (Quelle: @lou.tism)
Meltdown heißt „Zusammenbrechen“. Vor allem autistische und andere neurodivergente Personen erleben Meltdowns als Folge von Über- oder Unterreizung. (Quelle @autie.niki)
Stimming heißt selbst-stimulierendes Verhalten. Zum Beispiel: Bewegungen und Laute wiederholen, klatschen, singen, summen.
Stimming soll verhindern, dass Leute Reizüberflutung erleben.
Mit Blick auf die am Dienstag herauskommende ZDF 37Grad Doku, hier noch mal in einem Post eine Art ableistisches Bullshit Bingo.
Ich bin es soooo leid.
Ganz viel Kraft an alle behinderten, Tauben, chronisch kranken und oder neurodivergenten Menschen, die diesen ganzen Scheiß auch Tag für Tag ertragen müssen.
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Nicht alles, was mich nicht umbringt, macht mich stärker.
Ich muss mich nicht selbst lieben, um geliebt zu werden.
Viele Menschen können nicht alles erreichen, selbst wenn sie das noch so sehr wollen.
- Nicht alle Menschen haben die gleichen Möglichkeiten, die Dinge zu erreichen, die sie gerne erreichen wollen. Z.B. wegen Diskriminierung oder Armut oder Krankheiten oder weil sie keine Kapazitäten haben, auf das Ziel hinzuarbeiten.
Ich schulde Dir keine Rechenschaft über meine Diagnose, meinen aktuellen Zustand oder die Wahl meiner Hilfsmittel.
Ob ich Sport oder Physio mache oder nicht, ändert nichts daran, dass ich behindert bin und bleibe.
Ich habe nicht nach Tipps gefragt, wie ich meine Behinderung "verringern" oder "besser machen" kann.
Ich habe Dich nicht gebeten, meinen Körper, meine Narben, mein Aussehen oder mein Gewicht zu kommentieren.
"Nur innere Schönheit zählt."
"Chatakter ist sowieso wichtiger als äußere Schönheit."
Heißt im Klartext: Ich finde Dich hässlich, aber Du bist ein netter Mensch, da ist das nicht so schlimm.
Ich kann oft damit leben, dass die Gesellschaft mich zumindest teilweise als hässlich ansieht (andere Menschen, z.B. mehrgewichtige Menschen mit meinen Narben..., werden durchweg als hässlich angesehen). Aber ich denke mir schon jedes Mal bei diesen Sprüchen, ob meinem Gegenüber klar ist, dass sie mir gerade vermeintlich nett verpackt sagen, ich sei hässlich.
"Ich sehe Dich nicht als behindert."
Heißt im Klartext: Ich erkenne den Ableismus, den Du erlebst, nicht an.
TW: Suizid, Eugenik
"Also, ich hätte ja schon 10x den Löffel abgegeben"
Das Leben behinderter Menschen wird nicht als lebenswert gesehen. Das Problem kam nicht mif den Nazis und ist auch nicht nach dem 2. Weltkrieg verschwunden.
Ironisch gesagt:
Natürlich bin ich nicht behindert, ich tue nur 24/7 so.
Eigentlich brauche ich meine Hilfsmittel nicht, aber sie sind nun mal so schick. Mir fliegt in der Gesellschaft alles zu/rw, alle Türen stehen mir offen/rw, wenn ich mit Rollator unterwegs bin.
Es liegt alles an mir - würde ich mehr Yoga machen, hätte ich keine Depressionen mehr.
Ich mache mich wegen Covid unnötig "verrückt" - die Pandemie ist schließlich vorbei.
ℍ𝕚𝕝𝕗𝕤𝕞𝕚𝕥𝕥𝕖𝕝
Welche Hilfsmittel ich wann nutze, geht Dich nichts an.
Auch wenn du ein*e Freund*in oder Verwandte*r bist. Es ist übergriffig.
Ich habe es leider immer wieder, dass selbst Freund*innen meinen, ich würde dieses oder jenes Hilfsmittel ja nicht brauchen.
Es tut jedes Mal weh. Jedes Mal.
Ich habe meine Gründe, ich kenne meinen Körper. Und ich bin stolz darauf, dass ich Hilfsmittel als Hilfsmittel ansehe, die mein Leben erleichtern, anstatt sie als etwas Negatives zu sehen.
Es ist doch klar, warum ich Hilfsmittel nutze
- Gehstöcke sind einfach schick (okay, das können sie wirklich sein)
- Rollatoren brauchen etwas Bewegung an der frischen Luft
- Rollstühle rosten, wenn sie rasten
Und außerdem tue ich gerne auf behindert. Das macht das Leben in einer ableistischen und nicht-barrierefreien Gesellschaft leichter.
/ironie
TW: Magersucht, Hunger, Selbstverletztendes Verhalten (nichts konkretes), Suizid
Seit ich denken kann, mag ich dich nicht so recht.
Ich meine, wir kamen ja anfangs noch einigermaßen miteinander klar, aber das änderte sich mit der Zeit.
Ich trainierte mir an, deine Bedürfnisse zu ignorieren, Hunger, Frieren und Schmerzen auszuhalten.
Du wurdest immer weniger.
Erst, als mensch fast durch dich durchschauen konnte, bemerkten andere genau das.
Mir gehe es gut, sagte ich immer wieder.
Irgendwann sagten immer mehr Ärzt*innen, Kolleg*innen, Bekannte und Eltern meiner Freund*innen, dass ich die nächste Nacht nicht überleben wurde. Aber du funktioniertest weiter. Du wolltest leben. Ich dagegen fand den Gedanken, zu sterben, nicht schlimm, im Gegenteil.
Dann kam der Unfall - mit schlechter Ausgangslage.
Zu dieser schlechten Ausgangslage gehörst auch du bzw. deine Verfassung damals.
Im Nachhinein habe ich erfahren, dass kaum eine Fachkraft dachte, ich überlebe.
Aber du kämpfest. Und wie.
So so viele Verletzungen, Schmerzen, Operationen, Infektionen, Entzündungen und so weiter – du hielst alles aus.
Jeden Tag sagten mir alle, ich müsse zunehmen. Ich müsse zunehmen.
Und ich will auch. Irgendwie. Jedenfalls will ich keine Magensonde.
Dann wache ich nach einer Operation mit so einem Ding in der Nase auf. Und bin so wütend. Zum ersten Mal in meinem Leben möchte ich zunehmen, aber schaffe es nicht. Und die einzige Lösung ist eine Magensonde und jeden einzelnen Tag Drohungen? (By the way, die haben noch nie geholfen bei mir).
Ich weigere mich, zu sprechen, zu trinken und irgendetwas zusätzliches zu essen. Denn nein, den Ernst der Lage habe ich auch da nicht erkannt. Wir fanden letztenendlich eine andere Lösung – Unterstützung des Essens über den ZVK (Zentralen Venenkatheter) – und damit kann ich leben.
Aber schon auf der "Normal"station kann ich die Paar Kilos, die ich mühsam zunahm, kaum aushalten.
Ich könnte lange weiterschreiben, aber du weißt all das.
Was ich eigentlich sagen möchte:
Du warst die beste Partnerin, die ich mir vorstellen kann, und ich die schlechteste.
Ich bin dir wirklich dankbar. Du hast mich bis hierhin gebracht. Du hast mich nie aufgegeben.
Und es tut mir so leid.
Nach allem, was wir zusammen durchgestanden haben, machte ich weiter mit dem üblichen Magersuchts-Programm.
Ja, nicht so krass wie früher. Aber einfach, weil ich nicht die Kraft dazu hatte. Nicht, weil ich es nicht wollte.
Und jetzt?
Ja, ich gebe zu, wir drehen uns oft im Kreis/rw. Ich mag dich immer noch nicht und zeige dir das zu oft.
Vielleicht, ganz vielleicht, habe ich jetzt endlich mal einen Weg gefunden, unsere Beziehung mit verbessern.
Schwimmen.
Ich verspreche dir, ich versuche, deine Grenzen zu respektieren und auf die Bedürfnisse zu achten.
Aber du weißt besser als jede*r andere*r, dass es Zeiten geben wird, wo vieles wieder ist wie früher.
Früher, also bevor ich angefangen habe, zu bemerken, dass du in einem katastrophalen Zustand bist.
Du weißt, es gibt Höhen und Tiefen.
Du weißt, es erwarten dich Hunger, Frieren und Schmerzen.
Aber vielleicht, und da bin ich mir nicht ganz sicher, spürst du schon einen Unterschied.
Denn zum ersten Mal sehe ich irgendeinen Sinn darin, zu essen. Nicht immer, aber immer öfter. Es gab doch schon ein Paar Abende, da lagst du nicht hungrig im Bett. Ist das nicht schon mal ein Schritt.
Denn es wird dauern. Und du weißt wahrscheinlich inzwischen auch, dass weder du noch ich meine psychischen Erkrankungen jemals ganz loswerden. Und ich weiß, du bist geduldig. Zum Glück. Ich bin immerhin dabei, etwas geduldiger zu werden.
Du "verdienst" einen achtsamen Umgang, nicht Abneigung, Vernachlässigung bis aktiver Verletzung.
Ich weiß es.
Aber du weißt auch: ich kann es nicht auf Knopfdruck ändern.
Und das tut mir leid. Für dich. Für mich. Für uns.
Anmerkungen:
Boah, dieser Text fiel mir nicht leicht.
Ich möchte aber meinen behinderten Körper auch mal würdigen.
Hier beziehe ich mich zwar nur auf meine Magersucht, andere psychischen Erkrankungen und dann die unmittelbaren Unfall-Folgen bzw. die Krankenhauszeit. Und doch sagt das schon viel aus.
Ich möchte nicht so tun, als ob mein Körper einfach stark war und die von Personen, die an Magersucht gestorben sind, schwach. Es hängt von so vielem ab. und am Ende ist es auch Glück (oder Pech), wer überlegt und wer nicht.
Es geht mir weniger darum, dass ich Dinge überlebt habe, die andere nicht überleben.
Mir geht es darum, mal meinem Körper danke zu sagen für all die Kämpfe, die er für mich gekämpft hat. Auch dann noch, als ich mit meinem Leben schon abgeschlossen hatte.
Thema Hunger
Schwieriges Thema. Magersüchtige Menschen müssen sich so oft anhören, dass es doch unverantwortungsvoll sei, "freiwillig" zu hungern, während anderswo Leute zu wenig zu Essen haben.
Und ja, ich verstehe, warum viele Leute das nicht verstehen können. Und ja, es ist etwas anderes, an einem Mangel an Lebensmitteln vs Magersucht zu sterben, Aber: Wir können nichts für den Hunger anderswo. Ob wir essen oder nicht, ändert nichts an dem Hunger in der restlichen Welt.
Wir sagen so oft "wir haben großen Hunger" oder noch deutlich schlimmer "ich bin am Verhungern", wenn wir vor ein Paar Stunden noch etwas gegessen haben. Das verharmlost tatsächlichen Hunger krass.
Ich spreche von Hunger - oder Hungern - wenn ich einen Dauer-Zustand beschreiben möchte. Einen, wo das Hungergefühl nie ganz weg ist.
Triggerwarnung!
Zusätzliche TW Psychische Erkrankung & Suizidalität (inklusive konkreter Möglichkeit, sich das Leben zu nehmen!!!!)
In Erinnerung an
🕯️Mouhamed Lamine Dramé (16).
Er kam als unbegleiteter minderjähriger Geflüchteter aus dem Senegal und lebte noch nicht lange in Deutschland. Er wurde am 08.08.2022 von der Polizei in Dortmund ermordert.
Die Jugendhilfe-Einrichtung, in die er kurz vor seinem Tod gezogen war, hatte die Polizei verständigt, da Mouhamed mit einem Messer herumgelaufen sei – offensichtlich in der Absicht, sich das Leben zu nehmen.
Und nein, natürlich "helfen" die Polizist*innen ihm nicht. Es sind auch keine Dolmetscher*innen anwesend, so dass Mouhamed auch kaum Möglichkeiten zur (lautsprachlichen) Kommunikation hat.
Die Polizei attackierte mit Pfefferspray. Als Mouhamed daraufhin auf die Polizist*innen zu lief mit dem Messer, wurde er mit einer Maschinenpistole erschossen – 5 Schüsse.
5 Schüsse auf einen jungen Schwarzen Menschen, der in Notwehr reagiert hat.
Diese Tat ist kein Einzelfall. Keine Seltenheit.
Ja, v.a. BI_PoC sind von Polizeigewalt betroffen.
Und unter diesen sind es insbesondere mehrfach marginalisierte und psychisch kranke Personen.
So waren in Deutschland etwa 2/3 aller durch Polizist*innen ermorderten Personen psychisch krank.
Es sind keine Einzelfälle.
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In einer Woche sind 4 Schwarze männlich gelesene Personen durch Polizist*innen ermordert worden. Nicht in den USA, sondern in Deutschland.
Polizeigewalt ist eine sehr reale Bedrohung, insbesondere für mehrfach marginalisierte Personen, BI_PoC und oder psychisch kranke Menschen.
#SayTheirNames
Mouhamed Lamine Dramé
Mohamed Idrissi
Manuel F.
Breonna Taylor (USA) ....
Rest in Peace and Power
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BI_PoC = Black (Schwarz), Indigenous (Indigen) und People of Color (andere von Rassismus betroffene Personen)
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Ich kenne Mouhameds Pronomen nicht und verwende hier dennoch (er | ihm)-Pronomen.
Zu Psychiatre-Kritik mache ich mal wann anders etwas. Dennoch wollte ich das hier schon mal loswerden/rw.
Quellen:
https://www.rf-news.de/2022/kw32/justice-for-mouhamed
https://www.sueddeutsche.de/panorama/tod-durch-polizeikugeln-wenn-polizisten-schiessen-statt-helfen-1.1975656
https://www.ndr.de/fernsehen/sendungen/panorama3/Ist-die-Polizei-im-Umgang-mit-psychisch-Kranken-ausreichend-vorbereitet,polizeigewalt296.html
https://www.zeit.de/gesellschaft/zeitgeschehen/2022-05/mannheim-polizeigewalt-psychisch-kranke/seite-2?utm_referrer=https%3A%2F%2Fwww.bing.com%2F
https://taz.de/Polizeigewalt-in-Deutschland/!5871525/
Rassistischer und Ableistischer Mord in Italien
⚠️TW: Ableismus, Rassismus, Mord ‼️
🕯️In Gedenken an eine Schwarze behinderte Person, die in Italien in Civitanova Marche am 29.07.2022 brutal ermordert wurde.
Die männlich gelesene ermordete Person* hatte nigerianische Wurzeln und arbeitete in Italien als Straßenhändler. Sein Name war Alika Ogorchukwu.
🛍️Die Tat fand in einer belebten Einkaufsstraße statt. Sie wurde von Passant*innen gefilmt, keine Person schritt ein. Auf den Videos sind Schreie zu hören (wie "Du bringst ihn um!"), ebenso gingen Notrufe bei Polizei und Rettungsdiensten ein.
❌ Ich werde die Tat nicht in den Einzelheiten schildern – denn ja, diese Details sind überall. Meistens ohne Triggerwarnung.
⚠️⚠️Nur folgende Hinweise mit ausdrücklicher Triggerwarnung Ableismus, Rassismus und Gewalt:
Der Täter* griff den Straßenhändler an, nachdem dieser seiner Begleitung Taschentücher und Feuerzeuge angeboten hatte.
In allen Schilderungen steht ausdrücklich, dass der Täter dabei die Gehilfe der Schwarzen Person als Waffe gegen diese eingesetzt hat. Der Straßenhändler war geh𝚋𝚎𝚑𝚒𝚗𝚍𝚎𝚛𝚝. Und doch taucht dieser Aspekt fast nirgendwo auf/rw. Die Personen, die eine Triggerwarnung setzen, setzen diese in der Regel nur für Rassismus, Gewalt und Mord, nicht für Ableismus.
‼️ Es war aber eben ein Mord an einer Schwarzen mehrfach marginalisierten Person – die Person war auch behindert. Bitte vergesst diese Intersektion nicht. Bitte setzt auch die Triggerwarnung für Ableismus.
In der Berichterstattung wird eher eine (psychische) Behinderung des Täters diskutiert als die körperliche Behinderung des Opfers. Zudem wird das Opfer als besonders wehr- und schutzlos beschrieben – Ableismus pur/rw.
Es ist verdammt noch mal kein Einzelfall‼️. Rassistische, ableistische sowie ableistische u̲n̲d̲ rassistische Gewalt hat System – in Deutschland wie in Italien.
Meine Gedanken sind gerade bei den Angehörigen sowie allen behinderten BI_PoC in Italien🖤🤍.
*ich verwende im Folgenden die männliche Form, ohne die bevorzugten Pronomen zu kennen.
BI_PoC = Black, Indigenous, People of Color, also insgesamt von Rassismus betroffene Personen
Quelle:
https://www.rnd.de/panorama/italien-mord-an-strassenhaendler-passanten-filmen-niemand-hilft-ZQCVR5TXKRDHJIFHSE52CEPB3M.html?outputType=valid_amp
https://taz.de/Entsetzen-ueber-Gewalttat-in-Italien/!5871356/ Vorsicht, Ableismus
Dieser Monat geht zurück auf den "Americans with Disabilities Act", der im Juli 1990 unterzeichnet wurde. Hierbei werden die Rechte und Gleichstellung behinderter Menschen in den USA gesetzlich festgeschrieben.
Dazu die absolute Netflix Empfehlung: Crip Camp, zur Krüppelbewegung in den USA, und was wir noch so lernen können.
Ableismus sagt uns, eine Behinderung sei das Schlimmste, was uns passieren kann.
Dass alle behinderten Menschen nur leiden würden.
Dass das Leben als behinderte oder chronisch kranke Person nicht lebenswert ist.
Disability Pride ist also schon an sich radikal. Die behinderte Community kämpft gegen Ableismus und feiert sich und unsere Identität.
Luisa L´Audace formuliert das sehr schön:
Helft uns dabei, dafür zu sorgen, dass irgendwann jede*r weiß, dass der Juli Disability Pride Month ist und warum es nötig ist, dass es ihn gibt.
Global Accessibility Day
oder internationaler Tag der Barrierefreiheit
Deutschland ist nicht barrierefrei.
Und barrierefrei ist nicht mit Zugänglichkeit für Rollstuhlfahrer*innen getan – wobei selbst die oft nicht gegeben ist.
Barrierefreiheit muss die Bedürfnisse von Menschen mit Lernschwierigkeiten sowie neurodivergenten, psychisch kranken, gehbehinderten, sehbehinderten, blinden, hörbehinderten, Tauben, chronisch kranken Personen mitdenken.
Und diese einzelnen Gruppen sind noch mal extrem vielfältig.
Außerdem fallen sehr viele Menschen mit Behinderung in mehrere dieser Kategorien. Das führt zu Verschränkungen der Ansprüche.
Und natürlich spielen auch weitere Diskriminierungsformen eine Rolle /rw. So ist es keine Barrierefreiheit, wenn behinderte Menschen mehr bezahlen müssen – was nicht inklusiv für arme Menschen ist.
Ich bin es leid, ständig darauf hinweisen zu müssen, dass eine Veranstaltung nicht barrierefrei ist und was alles zu Barrierefreiheit gehört.
Ich wäre sehr dankbar, wenn sich auch mal nicht-behinderte Menschen darüber informieren würden, was unter Barrierefreiheit fällt – und dann auch dafür einstehen.
Barrierefreiheit ist ein Menschenrecht, kein "besonderes Bedürfnis"😡.
Europäischer Protesttag zur Gleichstellung behinderter Menschen
Da ich frisch operiert bin, kommt hier ein kurzer Post mit einigen Gedanken.
Helft uns, gehört zu werden. Wir sind schon laut (Alina Buschmann)!
Es ist super, wenn nicht-behinderte Menschen Beiträge zu Tagen wie diesen verfassen. Reichweite sollten aber v.a. die Stimmen behinderter Menschen bekommen. Nach dem Motto: Nicht ohne uns über uns.
Nicht-behinderte Held*innen, die uns retten? Nein, danke.
Wie an jedem Tag im Jahr brauchen wir keinen nicht-behinderten / non-disabled Saviorism. Das heißt: keinen Einsatz für unsere Rechte von oben herab /rw. Nicht ohne uns über uns.
Ableismus in den Mittelpunkt
Wir können nicht über die Rechte behinderter Menschen sprechen, ohne Ableismus zu thematisieren. Es gibt keine Befreiuung, ohne die Unterdrückung zu beenden.
Es scheint für viele nicht-behinderte Menschen viel weniger bequem zu sein, sich gegen Ableismus als für Inklusion einzusetzen. Inklusion ist ein tolles Konzept.
Es wird aber leider oft von nicht-behinderten Menschen vereinnahmt. Sie machen daraus ein inhaltsloses Konzept, das sie als Beweis für ihre "Fortschrittlichkeit", als Aushängeschild (/rw), tragen.
Die behinderten und kranken Communities organisieren sich immer besser. So gibt es auch heute Demonstrationen, z.B. in Berlin. Das ist wunderbar und wichtig.
Viele von uns können aber nicht auf Demos gehen.
Digitaler Aktivismus und Protest sind ebenso viel Wert wie Präsenz-Proteste.
Wir brauchen Allies (=Verbündete), die sich im ganzen Jahr mit uns für unsere Rechte einsetzen. Wir brauchen Sichtbarkeit und Reichweite.
Wir müssen als marginalisierte Gruppe mitgedacht werden. Ableismus muss als Diskriminierungsform anerkannt werden. Behinderte, chronisch / psychisch kranke und oder neurodivergente Menschen sind Teil von intersektionalem Feminismus.
Quelle:
https://www.katrin-langensiepen.eu/de/article/245.ableismtellsme-aktion-zum-5-mai.html?fbclid=IwAR3kbqhh1ZZ7W8FB_gLO0bPLxWGaogZu6h4xysA82tvujW-kuzhpM7vn3dgd.
TW: Mord, Ableismus⚠️
Am 28.04. jährt sich der Mord an vier Bewohner*innen einer Wohneinrichtung für Behinderte Menschen zum ersten Mal.
Eine Mitarbeiterin griff 5 Bewohner*innen im Oberlinhaus, Potsdam, mit einem Messer brutal an und tötete 4 von ihnen.
Die Berichterstattung fokussierte sich auf die Täterin. Der Pflegenotstand wurde oft als Ursache und Rechtfertigung genannt.
Die Täterin wurde von Medien & Co als psychisch krank "diagnostiziert". Die Tat wurde auf diese - vorhandene oder nicht vorhandene - psychische Erkrankung geschoben.
Das sehen wir bei allen Anschlägen - sie werden dadurch erklärt und relativiert (verharmlost), dass die Täter*innen als psychisch krank dargestellt werden. Und ja, sicherlich gibt es psychisch kranke Täter*innen. Und sicherlich gibt es auch solche, bei denen die psychische Erkrankung die Tat zu großem Teil zu verantworten hat - aber es ist der großen Gruppe psychisch kranker Menschen gegenüber unfair, sie prinzipiell mit Morden und Anschlägen in Beziehung zu bringen.
Die strukturelle Ursache für die Morde - Ableismus - wurde abseits von behinderten Menschen so gut wie nicht benannt.
Über die Opfer wurde kaum gesprochen. Und wenn, dann war von "Erlösung" die Rede (kommt uns das nicht bekannt vor? Ach ja, Eugenik, Nazis und so./Sarkasmus) Oder sie wurden als die "Schwächsten der Gesellschaft" oder "Besonders Schutzlose" bezeichnet.
Erst bei der Gedenkfeier wurden die Namen der Opfer bekannt gegeben. Anstatt von Fotos wurde ihrer mit 4 weißen Rollstühlen gedacht. Das nenne ich mal, Menschen auf ihre Behinderung reduzieren.
Die Anteilnahme innerhalb der behinderten Community war enorm. Währenddessen klagte die Täterin gegen ihre Kündigung. Da fällt mir nichts mehr zu ein.
Wir erinnern an:
Lucille H.
Andreas K.
Christian S.
Martina W.
Rest in Peace and Power (Ruht in Frieden und Macht / Stärke)
Wohneinrichtungen für behinderte Menschen und Gewalt gegen behinderte Menschen
Menschen mit Assistenzbedarf haben es nicht leicht, ambulant zu wohnen. Viele wohnen lange bei ihren Eltern. Bei anderen ist das aus verschiedenen Gründen nicht möglich. Viele Menschen mit Assistenzbedarf sind früher oder später gezwungen, in ein Heim zu ziehen. Manchmal müssen sie das auch tun, um eine Ausbildung in angrenzenden Werkstätten zu machen.
Raúl Krauthausen bezeichnete Heime in einem Clubhouse Talk als "totale Institutionen".
Das bedeutet: Bewohner*innen haben kaum Kontrolle über ihre Lebens- und Alltagsgestaltung. Sie verbringen einen Großteil ihrer Zeit auf dem Gelände – im Heim und den oft angrenzenden Werkstätten. Fremdbestimmung, kaum Privatsphäre und ein krasses Machtgefälle statt einem selbstbestimmten Leben.
Ja, der Pflegenotstand spielt sicherlich eine Rolle. Aber er erklärt nicht alles und rechtfertigt keine Grenzüberschreitungen und Gewalt. Das betont auch Lisa in dem Clubhouse Talk, eine ehemalige Bewohnerin einer anderen Einrichtung des Oberlinhauses.
Lisa berichtet von den Demütigungen und dem Machtmissbraucht, dem sie und die anderen Bewohner*innen ausgesetzt waren und sind
Intensivpflege-Stärkungsgesetz
Trotz starkem Protest durch behinderte Menschen und einigen wenigen Allies wurde dieses Gesetz im Sommer 2020 beschlossen.
Es betrifft Personen, die für längere Zeit auf eine intensivmedizinische Versorgung (z.B. in Form von Beatmung) angewiesen sind. Durch das Gesetz werden diese Personen noch stärker in stationäre Einrichtungen gedrängt.
Behinderte Menschen sind mehr Gewalt ausgesetzt als nicht-behinderte Menschen. In Einrichtungen wie Wohnheimen oder Werkstätten steigt das Risiko noch mal deutlich.
Das liegt v.a. am Machtgefälle und dem Abhängigkeitsverhältnis. Je weniger Kontakt nach außen besteht, desto größer die Abhängigkeit und das Risiko von Gewalt.
Es gibt wenige Studien und Daten zu Gewalt gegen Behinderte Menschen.
Psychische und strukturelle und z.T. auch körperliche Gewalt werden oft nicht als solche anerkannt.
Betroffene werden nicht ernst genommen. Und doch zeichnen eine Mischung aus den Studien, die es gibt, und Erfahrungsberichten ein klares Bild (/rw):
In Heimen sind Menschen mit Behinderung deutlich öfter von Gewalt betroffen und haben gleichzeitig weniger Möglichkeiten, dagegen vorzugehen.
Diese Gewalt hat System. Es sind keine Einzelfälle!!!
Haupt-Quelle: https://youtu.be/9gQDky4haNQ Wenn das Behindertenwohnheim kein sicherer Ort ist (Clubhouse)
Weitere Quellen:
https://abilitywatch.de/2020/02/03/stellungnahme-zu-den-erneuten-aenderung-des-ipreg-risg/
https://abilitywatch.de/2019/09/06/offizielle-stellungnahme-zum-risg/
https://abilitywatch.de/2019/08/16/haeusliche-beatmung-bedeutet-freiheit-und-aktivitaet/
https://www.bmfsfj.de/bmfsfj/themen/gleichstellung/frauen-vor-gewalt-schuetzen/frauen-mit-behinderungen-schuetzen/gewalt-gegen-frauen-mit-behinderungen-80650
https://core.ac.uk/download/pdf/15978747.pdf
https://www.bmfsfj.de/resource/blob/93972/9408bbd715ff80a08af55adf886aac16/gewalterfahrungen-von-in-einrichtungen-lebenden-frauen-mit-behinderungen-data.pdf
Intersektionaler Feminismus muss auch Ableismus mitdenken
Ableismus wird oft nicht mitgedacht, wenn es um Diskriminierung und Intersektionalität geht.
Intersektionaler Feminismus muss aber anti-ableistisch sein. Ist es aber heute oft nicht.
Ich will nicht mit dem Finger auf Aktivisti zeigen/rw. Gerade Menschen mit anderen Diskriminierungserfahrungen müssen ja ebenfalls viel Energie aufwenden, um in diesem System zu (über-)leben. Kapazitäten zu haben, sich zu informieren, ist auch ein Privileg.
Tja, was wünsche ich mir?
Dass behinderte Menschen als diskriminierte Gruppen anerkannt und benannt werden. Z.B. wenn es jetzt am 01.05. um Diskriminierung auf dem Arbeitsmarkt geht.
Dass Ereignisse wie der Anschlag in Potsdam auch außerhalb der behinderten Community Wellen schlagen/rw.
Dass unsere Posts geteilt werden und unsere Arbeit anderweitig verbreitet wird. Es ist auch super, wenn nicht-behinderte Menschen Beiträge dazu verfassen. Sie sollten aber nicht die Arbeit Betroffener in den Schatten stellen/rw.
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